Fotos
Gedichte und Texte
Guestbook
Impressum
Lebenslauf
Links
Tagesberichte
Über mich
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren

 
Hallihallo :-)
Hab mir gedacht ich stelle in der sichtlich besinnlichen Weihnachtszeit (oder doch in der von Glühwein nur so erschütterten Welt?!!!!) ein modernes Märchen von mir rein! Hmm..das wärs...


FARBE
Ein modernes Märchen

Es war einmal ein Abend,da lag ein Buch auf dem Tisch
seiner alten, grauen Wohnung. Es war der einzige Tisch
den er hatte,im einzigen Raum mit den kahlen Wänden,
der dürftigen Dekoration,und den vom Straßenverkehr
verschmutzten Fenstern.
Seine Welt hatte schon längst den grauen Schimmer
seiner Wohnung übernommen,und eigentlich hätte er doch
das Grau längst nicht mehr bemerkt,wäre da nicht,wohl
etwas provokant auf dem Tisch liegend, plötzlich
dieses Buch gewesen.
Schließlich leuchtete es in all seinen
Farben und störte etwas, um ehrlich zu sein
beträchtlich, das Bild seiner Wohnung! Verachtend
betrachtete er jenes Buch, das durch seinen
purpurroten, ölfarbenen Umschlag jegliches Absehen vom
entstehenden Kontrast unmöglich machte.
Sichtlich unruhig konnte der Mann seine Augen vor
dieser Tatsache nicht verschließen. Und als hätte die
leuchtend rote Farbe nicht nur das Grau wieder
sichtbar gemacht, begann der Mann nach langer Zeit,
plötzlich wieder nachzudenken.
So gingen ihm zuerst die Rechnungen durch den Kopf,
die er alle bezahlt hatte- wie beruhigend! Und dass er
immer pünktlich bei der Arbeit war- wie vorbildlich!
Und dass er keine Zeit hatte sich um banale Dinge wie
Wohnungseinrichtung zu kümmern und dass die Wohnung
intakt war, dachte er auch. Doch begann er beim Wort
"intakt" wohl etwas zu zweifeln, denn woher kam dann
zum Teufel dieses Buch!? Die Fenster waren nicht
kaputt, und auch nicht die Tür, und überhaupt war
eigentlich gar nichts kaputt, aber sicherheitshalber
würde er einen Fachmann alles checken lassen, um selbst
ja nichts kaputt zu machen.

Sichtlich nervös berührte der Mann jetzt zitternd den
Umschlag. Doch sein Gefühl schlug in dem Moment in
große Wut um, als er an seinen verpassten Abendfilm
und seine gewohnte Packung Chips denken musste.
Siegessicher beschloss er, das Buch wegzuwerfen, es in
Zeitungspapier einzuwickeln,um dann dem Anblick
keinesfalls mehr zu verfallen.
So griff er nach dem Buch und nahm es auf.
Kaum hatte er das Buch jedoch in seinen Händen fuhr er
plötzlich in sich zusammen und das Buch knallte
unsanft auf den harten Fliesenboden.
Erschrocken über seine eigenen
Gefühle,legte er es schnell wieder auf den
Tisch zurück und betrachtete es verstohlen. Obwohl es
nicht zur Dekoration passte, hatte es irgendetwas
Besonderes, um nicht zu sagen Schönes an sich. Das
Wort "schön" hatte lange keinen Platz mehr im
Gebrauchswortschatz des Mannes gehabt und so verebbte
der letzte Rest seines Ärgers langsam in einem Gefühl
von Ruhe.
Und kurz darauf verwandelte sich die Ruhe in in ein
Gefühl wohlig warmer, freudiger Erregung.
Er dachte dabei an Gefühle aus seiner Jugendzeit, die
er längst vergessen hatte, und nahm aus dieser
Errinnerung wohl auch etwas Mut mit.

Er überlegte,ob er das Buch öffnen sollte und was wohl
in so einem Buch geschrieben stehen könnte. Was
schreibt jemand, der einem so ein Buch hinterlässt?
... plötzlich war er kurz entschlossen!
Das Buch in seinen Händen, klappte er den dicken,
tiefroten Umschlag um.
Doch, zu seiner Überraschung-
kein einziges Wort schmückte die Seiten des Buches!
Ja, und das freute den von morgens bis abends mit
Arbeit und Informationen eingedeckten Mann, der sich
noch nie so frei gefühlt hatte. Und als hätte er
soeben seinen Lieblingsroman wiederentdeckt, lächelte
er und stellte das Buch gleich an den Anfang seines
Regals.
Morgen würde er Farbe kaufen, und die Wohnung neu
malen,um sie besser an sein Buch anzupassen. Und
vielleicht würde er ein paar Blumen ans Fenster
stellen, und dieses vorher putzen. Auf seltsame Weise
fühlte sich der Mann glücklich, und im Gegensatz zu
all den anderen plötzlichen
Glücksmomenten, fragte er noch nicht einmal nach
dessen Grund.
Er schnappte sich einen Stift aus seiner
Aktentasche und öffnete das Buch.
"Über mein Leben", schrieb er auf die erste Seite, und
begann das "mein" fett zu unterstreichen, um es ja
nicht zu vergessen. "Wie schön ist doch das Leben,wenn
es das eigene ist..."
gesundessen meinte am 5. Dez, 13:12:
"Jeder sollte ein Buch haben"
war vor vielen Jahren ein lustiges Motto. Wenn überlegt wurde, was schenke ich denn zu Weihnachten und der Gedanke " ein Buch" blitzte auf, dann verwarf man diesen wieder. Es wurde geschlußfolgert, der/die hat ja schon ein Buch. Auch der Trend zum "Zweitbuch" einige Jahre später machte diese kulturelle nicht gerade schöne Situation nicht besser. Aber nun verlangst du, nicht nur, daß ein Buch geschenkt wird. Nein, daß es auch noch selbst geschrieben wird. Das finde ich schön. 
mailin antwortete am 5. Dez, 18:24:
:-)
Danke fürs Kompliment...ist lieb von dir!!! Auch meine ich mit dem Buch nicht nur ein Buch im wirklichen Sinne, sondern es geht mit eher darum aufzuzeigen, nicht nur das eigene Buch sondern auch das eigene Leben zu schreiben :-) 
gesundessen antwortete am 5. Dez, 18:35:
Das Buch im wirklichen Sinne
ist auch das eigene Leben :-). Wer täglich sein Tagebuch schreibt, hat es natürlich einfacher, wenn er mit dem Buch schließlich beginnt. Aber das Schreiben selbst ist bereits eine entspannende "eigene und persönliche Unterhaltung". Schade, daß viele das Lesen und Schreiben, entweder verlernt oder leider auch nie gelernt haben. 
 
GirLogs
Prev Random Next
GirLogs Home Page